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Weblogs als Journalismus

Ich gehe davon aus, dass Weblogs keine neue Form von Journalismus sind. Zumindest scheinen es die Blogger und Diaristen so zu sehen. Sie haben sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass Weblogs keine Konkurrenz zu traditionellen journalistischen Formaten sind und sie sich selbst auch gar nicht als Journalisten verstehen. Insbesondere deshalb, weil sie Nachrichten und Meldungen hauptsächlich in Form von kommentierten Links anbieten. Häufig beziehen sie sich auch gar nicht auf aktuelle Themengebiete, sondern widmen sich nur einem Spezialthema. Genau hier liegt das Außergewöhnliche an Weblogs, was die Medienlandschaft verändern könnte. Sie bieten keine eigenen Nachrichten an, aber durch die Hypertext-Struktur des Internet, sind sämtliche, verlinkte Texte von journalistischen o.a. Quellen von einem Weblog aus erreichbar.
Das bedeutet, ein Weblog kann eine Basis des Users im Netz werden, von der aus
er sich ins World Wide Web begibt. Weblogs produzieren zwar selten eigene Nachrichten,
aber sie können zu einem wichtigen Ver- oder besser Übermittler von Nachrichten werden.
Die enge Verknüpfung untereinander und die hohe Linkzahl, sind ein großer Vorteil, den
Weblogs noch gegenüber herkömmlichen Medien haben.
Es gibt allerdings auch Weblogs, die von Journalisten betrieben werden, auf denen durchaus journalistische Textsorten zu finden sind. Das verleitet manchen dazu, in Weblogs eine neue Medienrevolution zu sehen.


Wenn im Internet wirklich jeder zum potentiellen Sender werden kann und sich jeder seine
Informationen selbst aus dem Netz holen kann, bleibt die Frage, was aus der Gatekeeper-
Rolle der Journalisten wird.

Nach solchen Thesen fällt die Filterfunktion der Journalisten komplett aus. Jeder entscheidet im Netz für sich selbst, welche Nachricht er rezipiert und welchen Quellen er traut. Die Möglichkeit, dass es so kommen könnte ist durchaus da. Dass es sich aber tatsächlich so entwickelt, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Das Gatekeeper-Monopol wird nicht einfach so verschwinden. Gerade im Internet, sind Filterinstanzen notwendig, will man nicht von der Informationsfülle erschlagen werden. Die selektierte Information, die Umsetzung nur quantitativer Informationsmengen in nutzbares, orientierendes Wissen, gewinnt gerade in der Internet-Gesellschaft an Bedeutung (vgl. Altmeppen 1998, S.197). Ein weiterer Hinweis auf den Fortbestand der Schleusenwärter-Funktion für Journalisten, liegt in der hohen Nutzerzahl von journalistischen Angeboten im Netz. Die Homepages der großen überregionalen Zeitungen (sueddeutsche.de, faz.de, zeit.de, bild.de, etc.), die Online-Versionen der beiden großen Nachrichtenmagazine SPIEGEL und FOCUS und die Web-Sites der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten gehören zu den meistbesuchten Internetangeboten.
Wer sich für Nachrichten interessiert, greift also auch im Netz auf die Kompetenz der traditionellen Medien zurück.
Dennoch können Journalisten von Weblogs und von deren Aufbereitungsart, etwas für ihre
Arbeit im Online-Journalismus lernen: Zu allererst sollte man die Verinnerlichung der
Hypertextstruktur des WWW nennen. Das Verlinken verschiedener Sites ist im Netz
unerlässlich, weil es ein großer Vorteil des Internet gegenüber traditionellen Medientypen ist.
Fast ebenso wichtig ist es im Online-Journalismus mit der großen Vielfalt der Quellen richtig um zu gehen. Auch hier können Journalisten von den Erfahrungen der Blogger profitieren. Ob allerdings tatsächlich ein neuer Weblog-Journalismus entsteht ist derzeit nicht vorhersehbar.
Es gibt gewisse Trends, z.B. den Open-Source-Journalismus (OSJ), die als neue Formen des Journalismus genannt werden (vgl. Rötzer 1999). Dieser OSJ hat weblogspezifische
Eigenschaften, weshalb er im Zusammenhang mit Weblogs erwähnt wird.

Das Prinzip des OSJ funktioniert folgendermaßen: Auf eine Web-Site wird ein Artikel gestellt, mit der Bitte an die User um Kritik und Verbesserungsvorschläge. Die Vorschläge der User werden dann verarbeitet und ein „Artikel 2.0“ erscheint als Folgeversion.
Der Begriff „Open Source“ stammt aus dem Softwaresektor: Dort steht Open Source für Programme, die im offenen Quellcode vorliegen, die also jeder, der sich damit auskennt, auf Funktionen und Qualität prüfen kann (vgl. Rötzer 1999). Die Mängel eines solchen Journalismus sind offensichtlich:
zu aufwändig, zu zeitintensiv und bei aktuellen Berichten schlicht und ergreifend
unpraktikabel.
Letztlich wird man noch auf lange Sicht nicht an dem traditionellen Qualitätsjournalismus
vorbeikommen, wenn man verlässliche Informationen schätzt.

Als Quellen für die traditionellen Medien und als Zusatzquellen für den Internet-Surfer
werden sie vielleicht interessanter, aber sie werden kein adäquater Ersatz für die
Nachrichtenvermittlungs-Kompetenz der Medien werden.

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