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Vom schreiben und lesen in Weblogs

Auf die Frage nach dem Warum ergibt sich zunächst eine eher banale Erkenntnis: 75% der Befragten gaben hier das allgemeine Interesse am Internet an. Dies war
die in diesem Zusammenhang meist genannte Antwort. Interessanter wird es, wenn man sieht, welche Angaben auf den weiteren Plätzen folgen: Jeweils 60% (Summen über 100% ergeben sich daher, das Mehrfachnennungen möglich waren) der Befragten stimmten hierbei für „damit ich bestimmte Sachen nicht vergesse“ und „weil es mir hilft Erlebnisse zu verarbeiten“. Diese Aussage ist in der Tat überraschend, weil es bedeutet, dass die Netz-
Veröffentlicher, in aller erster Linie für sich schreiben und nicht für andere. Bereits hier
verliert die Exhibitionismus-These an Griffigkeit. Es geht scheinbar gar nicht darum, sich in ein besonderes Licht zu stellen, sondern viel eher darum, sich mit seinem Leben zu
arrangieren.

Natürlich kann ich auch über mich reden - aber nicht, wenn es um meine Gefühle geht. Nein. Damit stehe ich grundsätzlich alleine da. Also schreibe ich hier um mich mit mir selbst auseinander zu setzen.
Dazu passt, dass die Antwortmöglichkeit „gute Selbstdarstellungsmöglichkeit“, den vorletzten Platz in dem Motiv-Ranking der User eingenommen hat. Noch unwichtiger ist den Internetlern nur der Grund, seinen Schreibstil durch das tägliche Publizieren zu verbessern:
Nur 30% der Befragten stimmten hier zu. Relativ weit oben steht noch der Aspekt der
Kommunikation mit anderen: 55% entschieden, dass dies ein wichtiger Grund sei, im Netz zu schreiben.
Das Internet wird als Kommunikationskanal sehr ernst genommen und gerne
genutzt. Der individualisierten Internet-Rezeption am eigenen PC, steht das Knüpfen neuer
Bindungen im Netz komplementär gegenüber: Individualsierung und neue
Vergemeinschaftung heben sich offensichtlich gegenseitig auf.

Die Ergebnisse einer Umfrage des Tagebuch-Portals mytagebuch.de, bestätigen die hier
emittelten Resultate: bei über 65% der Befragten, gelten die Verarbeitung von Gefühlen und das Festhalten von Erlebnissen als Hauptmotivation für Netzveröffentlichungen.

Nicola Döring (2001b, S.89f.) hat fünf Funktionen des Online-Tagebuchschreibens ermittelt: Archiv-, Ventil-, Reflexions-, Sozial- und Übungsfunktion.

Diese Funktionen gelten zwar grundsätzlich für jedes Tagebuchschreiben, aber gerade im Internet, seien diese Funktionen die wichtigsten Motive der User. Das Internet etabliert sich als Ventil für den gesamten Frust und Weltschmerz der virtuellen Surfer.

Die hier ermittelten Befunde zeigen jedenfalls, dass Archiv- und Reflexionsfunktion, ganz
oben auf der Liste der Blogger stehen.
Darüber hinaus gibt es sicher noch andere Motive einen Weblog oder ein Tagebuch zu führen, z.B. gibt es relativ viele Journalisten, die sich im Netz per Weblog präsentieren und es ausnutzen jenseits von Blattlinien und Redaktionszwängen zu publizieren.

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